@zirius

Soziale Selektivität bei Wahlen und direktdemokratischen Abstimmungen auf kommunaler Ebene in Deutschland

, and . Politische Vierteljahresschrift, (August 2019)
DOI: https://doi.org/10.1007/s11615-019-00176-8

Abstract

Politische Beteiligung ist sozial verzerrt: Gruppen mit hoher sozial-struktureller Ressourcenausstattung partizipieren stärker an Wahlen oder anderen Formen politischer Beteiligung als Gruppen mit einer geringen sozial-strukturellen Ressourcenausstattung. Der Befund gehört zu den am häufigsten bestätigten Ergebnissen der empirischen Beteiligungsforschung und stellt das Prinzip der politischen Gleichheit in Frage. Belegt ist die soziale Selektivität vor allem bei Wahlen aber auch bei unkonventionellen Formen der Beteiligung wie Unterschriftensammlungen oder Protesten. In diesem Beitrag fragen wir nach der sozialen Selektivität bei direkt-demokratischen Abstimmungen auf der lokalen Ebene und vergleichen diese mit der sozialen Selektivität bei Stadt‑/Gemeinderatswahlen in Deutschland. Die Analysen basieren auf Daten zu 56 Abstimmungen und 56 Wahlen, die in deutschen Großstädten zwischen 2000 und 2017 stattgefunden haben. Wir zeigen erstens, dass soziale Selektivität auch ein Problem direkter Demokratie ist. Zweitens belegt der Vergleich zwischen Abstimmungen und Wahlen, dass das Selektivitätsproblem bei direkt-demokratischen Abstimmungen in den meisten Fällen geringer ist als bei Wahlen. Wir widerlegen damit die häufig geäußerte Vermutung, dass das Ungleichheitsproblem bei Formen direkter Demokratie größer ist als bei Wahlen. Theoretisch begründen wir diese Befunde mit Annahmen auf Basis der Theorie des rationalen Wählerverhaltens. Außerdem zeigen wir, dass zwischen der Höhe der Abstimmungsbeteiligung und dem Grad sozialer Selektivität kein linearer negativer Zusammenhang besteht, wie er häufig erwartet wird.

Links and resources

Tags

community

  • @rennpferd
  • @zirius
  • @svenjareinhardt
@zirius's tags highlighted