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Regionale StadtLandschaften – Muster der lebensweltlichen Erfahrung postindustrieller Raumproduktion zwischen Homogenisierung und Fragmentierung

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Raumforschung und Raumordnung, 73 (2): 91-106 (2015)
DOI: https://doi.org/10.1007/s13147-014-0315-6

Abstract

Städte werden üblicherweise anhand ihrer geschichtlichen Entstehung und als Niederschlag politischer Gestaltungsansprüche beschrieben, ländliche Räume durch naturräumliche Merkmale und die Entgegensetzung zur Stadt. „Regionale StadtLandschaften“ entziehen sich demgegenüber der kategorialen Betrachtung durch ihre Hybridität. Sie werden eher als Ergebnis eines uneindeutigen Zusammenwirkens von gesellschaftlichen und natürlichen, geplanten und unplanbaren, endogenen und exogenen Kräften wahrgenommen. Für das Leben und Arbeiten in diesen räumlichen Kontexten haben die Etiketten „ländlich“ oder „städtisch“ immer weniger Aussagekraft. Was bedeutet das für die lebensweltliche Raumerfahrung? Henri Lefebvre, an dessen triadische Raumkonzepte die vorliegende Betrachtung anknüpft, verwarf die Stadt-Land-Unterscheidung, weil sie der sozialen Raumproduktion unter Bedingungen globaler Urbanisierungsprozesse im weltweiten Kapitalismus nicht länger entspräche. Dabei sind allerdings neben Homogenisierungstendenzen auch Fragmentierungsprozesse am Werk, die räumliche Ungleichheiten verschärfen und in einer zweidimensionalen Betrachtung räumlicher Dynamiken Aufmerksamkeit finden. Der Beitrag nimmt die so beschriebenen, übergreifenden Merkmale einer postindustriellen Raumproduktion zum Ausgangspunkt für eine typisierende Rekonstruktion von vier unterschiedlich bedeutsamen Raumdynamiken, nämlich der Homogenisierung, Polarisierung, Fragmentierung und Diversifizierung. Deren lebensweltliche Erfahrungen werden exploriert, um sie als Bedingungskonstellationen der zivilgesellschaftlichen Raumaneignung im Schatten des planerischen Zugriffs zu verstehen. So entsteht eine Forschungsskizze für die Diskussion neuartiger Perspektiven in der Stadt- und Regionalentwicklung jenseits der dominant gewordenen Orientierung an wachstumspolitischen Kriterien.

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